Die Fibromyalgie (wörtlich: „Muskel-Faser-Schmerz“), auch Fibromyalgie-Syndrom (FMS) genannt, ist eine chronische Erkrankung, die durch körperweit auftretende Schmerzen an bzw. in den Weichteilen gekennzeichnet ist. Klassischerweise treten die Symptome gelenknah auf, auch Rückenschmerzen sind häufig. Ein weiteres Kennzeichen ist die typischerweise auftretende Druckschmerzhaftigkeit der Weichteile: über sogenannte „Tender points“ oder „Tender spots“ – druckschmerzhafte umschriebene Stellen in Muskulatur oder Sehnenansätzen – wird nach heutigen Kriterien die Diagnose des Fibromyalgie-Syndroms gestellt (dazu später mehr).
Fibromyalgie-Syndrom – eine den ganzen Menschen betreffende Krankheit
Neben den oben beschriebenen Schmerzen tritt eine ganze Reihe weiterer Symptome auf, die den Verdacht nahelegen, dass es sich bei der Fibromyalgie um eine komplexe Erkrankung handelt, die bei weitem nicht auf den Bewegungsapparat beschränkt ist. Hier wären u.a. Begleitsymptome wie Müdigkeit, Schlafstörungen, Morgensteifigkeit, Konzentrations- und Antriebsschwäche, Wetterfühligkeit oder Schwellungsgefühle an Händen, Füßen und Gesicht zu nennen. Auch Kopfschmerzen oder Migräne sind häufige Begleiter einer Fibromyalgie.
Um die Diagnose einer Fibromyalgie zu stellen, bedient man sich bestimmter diagnostischer Kriterien, da bildgebende Verfahren oder auch Blutuntersuchungen bei dieser Erkrankung bisher nicht zum Erfolg führen. Laut Leitlinie der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Schmerztherapie (DIVS) wird zwischen Hauptsymptomen und Nebensymptomen unterschieden. Hauptsymptome sind chronische Schmerzen in verschiedenen Körperregionen – besonders häufig betroffen sind Rücken, Nacken, Brustkorb Arme und Beine, neben den erwähnten Kopfschmerzen. Diese Schmerzen, die sich über mindestens drei Monate erstrecken um die Diagnose stellen zu können, werden von allgemeiner Müdigkeit bis hin zu totaler Erschöpfung (Chronic Fatigue Syndrome) und deren Folgen (Konzentrationsstörungen) begleitet. Auch Schlafstörungen gehören zu den Hauptsymptomen.
Nebensymptome der Fibromyalgie sind die benannten Schwellungsgefühle in Händen, Füßen oder dem Gesicht, Morgensteifigkeit, Reizdarm, Reizmagen, Kopfschmerzen, Trockenheit bzw. Überempfindlichkeit der Schleimhäute sowie vermehrte Ängstlichkeit und Depressivität. Auch Reizbarkeit und Geräusch-, Licht- und Lärmempfindlichkeit wurde nachgewiesen.
Die Diagnosekriterien der DISV nennen spontan auftretende und wandernde / wechselnde Schmerzen im Verlauf von Muskeln oder Sehnenansätzen über mindestens drei Monate, Druckschmerzhaftigkeit an mindestens 11 von 18 klassisch beschriebenen Stellen – sogenannten Tender Points, sowie vegetative Begleitsymptome wie Müdigkeit, Reizdarm etc. (siehe oben).
Osteopathische Sicht auf das Fibromyalgie-Syndrom
Genau wie die artverwandten Zustände des Burn-Out oder des chronischen Erschöpfungssyndroms (CFS) sehen Osteopathen und andere ganzheitliche Therapeuten als Zeichen dafür, dass verschiedene Systeme des Körpers gleichzeitig suboptimal arbeiten (generalisierte Funktionsstörung). Zuallererst wäre hier der Darm zu nennen: oft auf Basis einer Dysbiose – einer Fehlbesiedelung des Darmmilieus infolge rezidivierender Antibiotikaeinnahme oder chronischer Fehlernährung – gerät der ganze Körper in einen von Mangel und hormoneller Entgleisung gekennzeichneten Alarmzustand. Insbesondere die als hormonelles Kompensationsorgan oder „Stressorgan“ bezeichnete Nebenniere kann die an sie gestellten Anforderungen oft nicht mehr leisten und entwickelt eine gravierende Funktionsstörung (funktionelle Nebenniereninsuffizienz), die über kurz oder lang in den oben erwähnten Krankheitsbildern münden wird.
Eine erfolgreiche Therapie dieser überaus belastenden und den ganzen Menschen betreffenden Gesundheitszustände kann häufig nur durch eine rigorose Ernährungsumstellung, Supplementierung von Co-Faktoren für die Nebennierenfunktion und vor allem durch Schritte zur Darmsanierung erreicht werden, begleitet von psychotherapeutischen Verfahren und sporttherapeutischen Bemühungen.